Elektronische Instrumente oder Klangkörper ?

(Eine Abhandlung über die Entwicklung neuer Klangsynthesizer von Hagen Grabowski)

 

Ein elektronisches Instrument benötigt externe Spannungsversorgung und einen Verstärker. Ein Klangkörper wird mechanisch in Schwingungen versetzt und gibt Schallwellen direkt und über seinen Resonanzkörper ab.

Da man einen Klangkörper mit einem Mikrofon genauso aufnehmen kann, wie ein elektronisches Instrument, gibt es aus elektroakustischer Sicht keinen wesentlichen Unterschied zwischen der Art der Klangerzeugung.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen elektronischen und klassischen Instrumenten ist die Einflußnahme des Spielers auf den Klang und den Toneinsatz.

Insbesondere monophone Instrumente gestatten sehr individuell beeinflußbare Klangnuancen, während sich z.B. beim Flügel der Einfluß auf die Anschlagdynamik und die Pedale beschränkt.

Bei analogen Synthesizern ist die Anschlagdynamik nicht zwingend als Einflußfaktor auf ein Klangparameter nötig, da Regler und Schalter während des Spieles verändert werden können.

Trotz vielfältiger Klangveränderungsmöglichkeiten haben Synthesizer gegenüber klassischen Instrumenten an Bedeutung verloren, weil irgendwann begonnen wurde, mit Synthesizern Klänge klassischer Instrumente zu imitieren und ursprüngliche rein analoge Klänge immer weniger in Betracht gezogen wurden. Durch das Imitieren bekannter Klänge mit Synthesizern wurden die Sounds immer billiger und die elektronischen Musikinstrumente landeten dann irgendwann in der Spielzeugabteilung von Warenhäusern.

Das Ende der Weiterentwicklung der Analogtechnik vor 35 Jahren führte dazu, daß es keine grundlegend neuen Analogsounds seit dem mehr gab, weil digitale Nachfolgemodelle selbst analog klingende Sounds aus EPROMs abriefen, die über D/A- Wandler und Multiplexer zu Filtern gelangten, die später dann digital simuliert wurden.

Um den oft sehr dünn klingenden Gesamtsound digitaler Synthesizer aufzuwerten, baute man Chorusschaltungen ein, die jedoch nur einen Effekt, jedoch keine musikalische Gesamtaufwertung darstellten, weil die Frequenz der eingebauten LFOs immer konstant war. Eine konstante LFO Frequenz wirkt allerdings, wie auch ein konstantes Vibrato, auf das menschliche Gehör schnell ermüdend, weil gleichförmig, so daß der Choruseffekt ganz schnell an Bedeutung verliert, wenn dieses Instrument im Musikstück dominiert.

Das menschliche Gehör reagiert sehr aufmerksam auf Klänge und Geräusche, die ihm fremd sind, und gelangweilt auf Wiederholungen und Dauertöne.

Möchte ein Klangkünstler oder Komponist die Aufmerksamkeit und die Begeisterung seiner Zuhörer mit Instrumentalmusik erreichen, so wird ihm das nur mit völlig neuer und genialer Musik, eventuell auch einer grandiosen Einspielung eines bekannten Werkes, eher aber mit völlig neuen Klängen möglich sein. Samples und Imitationen bekannter Sounds werden jedoch nicht mehr zu den neuen Klängen zählen.

Vielleicht wäre der analogen Synthesizer damals weiterentwickelt worden, wenn nicht nur Ingenieure, sondern gleichfalls Musiker diese Geräte mit entwickelt hätten. Wenn man aber davon ausgeht, daß auch damals der größte Teil der Musiker reproduzierende Künstler waren und selbst geniale Musiklegenden die Werke anderer Komponisten Interpretierten, so war die Wahrscheinlichkeit, daß technische Erfinder und durch Sounds inspirierte Musiker zusammenfanden wohl sehr gering.

Dennoch ist die Markteinführung des Synthesizer und sein momentanes Dasein ein typisches Beispiel für viele Erfindungen. Spätestens dann, wenn sich eine Massenproduktion nicht mehr lohnt, werden Produkte auch künftig verschwinden oder gar nicht erst eingeführt.

Da Musiker, weil meistens Idealisten, selten in finanziellem Reichtum schwimmen, bleibt manch einem Genie wegen fehlender Mittel oftmals der Zugang zu seinem Trauminstrument verwehrt. Andererseits wird z.B. in Deutschland so viel Geld für teure Autos, Grundstücke und Immobilien ausgegeben, daß einem bei einem Gedanken daran schon schwindelig werden kann. Irgendwo also zwischen den ideellen und materiellen Welten wird der Ruf nach Ausgleichsvorgängen immer lauter. Musik bietet sich als kreatives Ventil dafür an.

Es gilt also die Devise: "Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg".

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